Das Nationaltheater
Die Anfänge des Nationaltheaters
Während der glanzvollen Residenzzeit im 18. Jahrhundert unter Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz war Mannheim ein „Florenz am Rhein“. Der Instrumentalstil der Hofkapelle unter Carl Stamitz ging als „Mannheimer Schule“ in die Musikgeschichte ein.
Mozart fand in Mannheim zwar keine Anstellung als Kapellmeister, aber mit Constanze Weber seine Ehefrau. Mit der Verlegung der Residenz nach München 1777 hinterließ der Kurfürst seinen Mannheimern per Dekret das Nationaltheater. Seitdem spielt das Theater – abgesehen von kriegsbedingten Pausen – ununterbrochen.
1782 brachte der mutige Intendant Wolfgang Heribert von Dalberg am Vorabend der Französischen Revolution Die Räuber von Friedrich Schiller zur Uraufführung. August Wilhelm Iffland war sein Franz Moor. Schiller wurde Mannheims erster Theaterdichter. Große Schauspieler gingen seit jeher am Nationaltheater ein und aus, das seit 1839 im Besitz der Stadt Mannheim und somit eines der ältesten kommunalen Theater in Deutschland und der Welt ist.
1943 wurde das ehrwürdige alte Haus am Schillerplatz nach einer Vorstellung von Webers Der Freischütz durch Bombenangriffe zerstört. Nach Kriegsende wurde jahrelang auf einer Not-Bühne im Lichtspielhaus „Schauburg“ gespielt – der Hunger der Bevölkerung nach geistiger Nahrung war groß.
Das Haus am Goetheplatz
Legendär und einmalig in der deutschen Theaterlandschaft ist die Verbundenheit der Mannheimer Bürgerschaft mit ihrem Theater. Überlegungen der Stadtverwaltung um eine Fusion des kriegszerstörten Nationaltheaters mit dem Heidelberger Theater führten 1950 aus Protest zur Gründung der „Gesellschaft der Freunde des Mannheimer Nationaltheaters“, wie unser Verein damals hieß. Der Verein setzte sich mit aller Kraft gegen eine Fusion und für einen Theaterneubau ein und brachte dafür den damals enormen Spendenbetrag von einer Million DM auf.
Das Theatergebäude am Goetheplatz ist heute Kulturdenkmal. Zur festlichen Eröffnung am 13. Januar 1957 – dem Jahrestag der Uraufführung von Schillers „Räubern“ anno 1782 - kamen im Großen Haus Webers „Freischütz“ , im Kleinen Haus Schillers „Räuber“ in einer Inszenierung von Erwin Piscator zur Aufführung. Wenige Wochen später folgte im April 1957 die Premiere von Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ in der Inszenierung von Intendant Hans Schüler, das seither unverändert meist zweimal im Jahr im ausverkauften Opernhaus aufgeführt wird.
Einen Entwicklungsschub erfuhr unser Verein, der sich inzwischen in „Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim“ umbenannt hatte, Anfang der neunziger Jahre. Unter einem neu zusammengesetzten Vorstand wuchs die Mitgliederzahl von 100 auf rund 1.350 Theaterfreunde.
Unser Nationaltheater heute
Heute umfasst das Nationaltheater Mannheim die Sparten Oper, Schauspiel, Tanz, Junges Nationaltheater unter der Leitung ihrer jeweiligen Intendanten, zu denen ein Geschäftsführender Intendant hinzu tritt. Diese Führungsstruktur hat 2012 die Generalintendanz abgelöst.
Innerhalb der Sparten entfalten sich Junge Oper, Opernstudio, Bürgerbühne und Junges Nationaltheater. Die Musikalische Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim e.V. veranstaltet die Konzertreihe des Theaterorchesters unter der Bezeichnung „Akademiekonzerte“ im Mannheimer Rosengarten. Dieser von Orchestermusikern gegründete Zusammenschluss besteht seit 1778 und richtet seit seinen Anfängen die Akademiekonzerte in Selbstverwaltung aus – einzigartig in der deutschen Orchesterlandschaft.