Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim

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Mai 2021/1 - Michael Grötsch


Dienstag, 4. Mai, 20.00 Uhr:
"Begegnung online" mit Kulturbürgermeister Michael Grötsch

Das Nationaltheater bleibt womöglich bis nach der Sommerpause geschlossen. Das ergibt sich aus Äußerungen von Kulturbürgermeister Michael Grötsch. Es sei „ganz, ganz schwierig zu sagen“, ob sich der Vorhang noch im Juli heben könne, sagte er bei der Veranstaltung „Begegnung mit. . .“ der Freunde und Förderer des Nationaltheaters.

Die Regelungen zur Corona-Pandemie lassen Veranstaltungen bis Ende Juni nicht zu. Am 15. Juli beginnen laut Grötsch aber die Theaterferien. „Eine gewisse Anlaufzeit braucht man, und ob sich das dann noch lohnt, weiß ich nicht“, so der Kulturbürgermeister, „das ist schwer einzuschätzen“. Das Theater biete aber weiter Onlineveranstaltungen und plane Open-Air-Auftritte. „Es ist wichtig, vorbereitet zu sein, dass man loslegen kann, wenn man darf“, so Grötsch, und das geschehe auch. Es sei wichtig, dass das Theater „nach wie vor lebt und sichtbar ist“.

Dabei räumte Grötsch ein, dass es für die Künstler „brutal ist, dass sie ihrem Beruf und ihrer Berufung nicht nachgehen können“. Schließlich gehöre das ja zu ihrer Persönlichkeit. Durch das Kurzarbeitergeld seien die Mitarbeiter des Nationaltheaters aber wenigstens finanziell abgesichert, während Akteure der freien Szene noch dazu wirtschaftliche Sorgen hätten, sagte er. Finanziell helfe das Kurzarbeitergeld auch dem Theater. Aber während viele Kosten weiterliefen, fehlten natürlich die Eigeneinnahmen - sonst sechs Millionen Euro pro Spielzeit. Zum Glück habe die Landesregierung beim Nationaltheater bisher die Einnahmen aus dem Kurzarbeitergeld nicht auf die Zuschüsse angerechnet. „Aber das Risiko könnte drohen“, so Grötsch.

Keine Sorge hat der Bürgermeister dagegen bei den von Bund (80 Millionen Euro) und Land (40 Millionen) zugesagten Zuschüssen für die Generalsanierung des Nationaltheaters. Die seien verbindlich und würden, äußerte er sich überzeugt, auch nach einem Regierungswechsel fließen. Allerdings müsse die Stadt den von ihr zugesagten Eigenanteil aufbringen, betonte Grötsch.

Als „gutes Konzept“ bezeichnete er die nun gefundenen Ersatzspielstätten für die Zeit der Generalsanierung. Beim Pfalzbau hätte sich Mannheim aber „gewünscht, dass mehr geht“. Dagegen biete der Umbau des alten Kinos auf Franklin die Chance, dass der junge Stadtteil damit ein Kulturzentrum erhalte. Allerdings „hängt es davon ab, was die Intendanten bieten“, ob man das Publikum nach der Pandemie wieder für das Theater zurückgewinne, erklärte Grötsch. Wie bei der Veranstaltungsreihe „Begegnung mit. . .“ üblich, stand zudem der Gast selbst im Mittelpunkt des - erneut digital ausgerichteten - Abends. Achim Weizel, Vorsitzender der Freunde und Förderer, brachte den Zuhörern durch geschickte Fragen den Menschen Michael Grötsch näher. Er sei zwar ein „Neigschmeckter“, so der in Frankfurt geborene Jurist, der zuletzt in Dresden arbeitete. Dort war er Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion und Initiator des Fördervereins, der das Operettentheater rettete. Als er 2008 nach Mannheim kam, sei er „sehr wohlwollend aufgenommen worden“, so Grötsch dankbar: „Die Mannheimer saugen Dich auf wie ein Schwamm, sind total offen, total sympathisch, gerade ’raus“. Daher fühle er sich „sauwohl“. Mit einem klaren „Ja“ beantwortete Grötsch die Frage von Weizel, ob sich die Kulturszene auch künftig darauf verlassen könne, dass Grötsch für sie kämpfe. Allerdings hatte der Bürgermeister schon vorher eingeschränkt, dass man „nicht mehr so großzügig“ sein könne. Gemeinderat und Verwaltung wollten jedoch „alles dafür tun“, bestehende Einrichtungen und Strukturen trotz finanzieller Probleme zu erhalten.

(Peter Ragge MM)