Nüsseknacker – eine Tanz-„Begegnung“ der weihnachtlichen Art

Die Freunde und Förderer des Nationaltheaters haben die neue Produktion von Stephan Thoss „Nüsseknacker“ finanziell unterstützt und so konnten wir uns bei der letzten „Begegnung“ in diesem Jahr, am vergangenen Dienstag im Tanzhaus selbst ein Bild von der Geschichte, frei nach Tschaikowski, machen.

„Ein Weihnachten in der Tanz-Welt ohne Tschaikowskis »Nussknacker«? Undenkbar!“ So dachte auch Stephan Thoss und kreierte eine ganz eigene „Mannheimer Version“ des Märchenballetts. In Anlehnung an die klassische Vorlage entstand eine weihnachtliche Familiengeschichte samt kindlicher Vorfreude auf die alljährliche Geschenkeflut, elterlicher Sorge um Perfektion und verführerischer Reise durch eine skurrile Traumwelt. Außerdem ist diese Produktion eine Reminiszenz an Loriot, der in diesem Jahr seinen 99. Geburtstag gefeiert hätte. So wandelt Thoss seine Nussknacker-Adaption zu einem wahren „Nüsseknacker“ um, in dem es 9,9 Rätsel, alias Zitate aus bekannten Sketchen Loriots, zu entdecken gilt – das Publikum selbst also die ein oder andere „Nuss knacken“ darf.
In bekannt humorvoll-beschwingter Art führte Thoss die rund 90 Gäste im Tanzhaus in die Geschichte ein, die mit der wahrlich verzogenen Marie, die nur Geschenke haben will, aber ansonsten mit Weihnachten, oder gar der Familie, nichts am Hut hat, in die Welt von heute gerückt ist. Voller Wut und Starrsinn beharrt das verwöhnte Kind auf ihrem Anspruch auf zahlreiche und wohl auch wertvolle Geschenke. Als diese nicht in geforderter Weise auftauchen, wird Marie bockig und entrückt in eine Traumwelt, die sie aber wieder auf den richtigen Weg bringt. Thoss wollte nicht allzu viel verraten, aber dass es ein Happy-End geben werde, fügte er versöhnlich hinzu.

Die grandiosen TänzerInnen zeigten Ausschnitte aus dem „Nüsseknacker“ und vermittelten eindrucksvoll die intensive Einarbeitung in dieses weihnachtlich geprägte Thema, das von allen höchste Konzentration und perfekte Körperbeherrschung, bis hin zu fast schon akrobatischen Leistungen, abverlangt.

Einstimmen auf diese herzlich komische Mischung aus Märchenzauber und Kabarett konnten sich die Gäste in gemütlicher Atmosphäre bei Glühwein und Keksen im Foyer des NTM Tanzhauses. Was für ein wundervoller, zauberhafter Abschluss der FuF-„Begegnungen“ in diesem Jahr mit einem überragenden Ballettensemble und der kurzweilig-humoristischen Einführung von Stephan Thoss.

Text und Fotos: Thomas Henne

 

---