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Juni 2023 - Detlef Grooß

BEGEGNUNG MIT DETLEF GROOSS
BEGEGNUNG MIT DETLEF GROOSS
BEGEGNUNG MIT DETLEF GROOSS - "NACHHALTIGKEIT UND UMWELTSCHUTZ AM NTM" AM MITTWOCH, 21. Juni 2023, 20.00 UHR IN DER LOBBY WERKHAUS

Der Nachhaltigkeitsbeauftragte des NTM, Detlef Grooß, seines Zeichens Bratschist am NTO, war am 21. Juni zu Gast bei unserer „Begegnung“. Grooß, der in musikalischer Hinsicht allerbeste Voraussetzungen hatte, da er aus einer ausgesprochen musikalischen Familie stammt, spielt Bratsche mit der einleuchtenden Begründung: Geige und Klavier waren in der Familie bereits vergeben.

Wenn er von dem Erlernen dieses gewiss nicht leicht zugänglichen Instruments spricht, ist sehr viel Respekt vor seinem Lehrer erkennbar, der ihm das Instrument mit einer besonderen Unterrichtsmethode vermittelt hat. Nachhaltigkeitsbeauftragter des NTM? Viele der rund dreißig Gäste werden womöglich erst aus unserer Einladung erfahren haben, dass es einen solchen überhaupt gibt. Umso interessanter und spannender war, was Detlef Grooß über den Footprint des NTM zu berichten wusste: 3.446 t CO2 jährlich. Diese Zahl spricht für sich. Sie setzt sich zusammen aus: 800 Mitarbeiter*innen, 2,3 Millionen kwh Strom, 350.000 Zuschauer*innen pro normaler Saison, 3 Millionen kwh Fernwärme. So war diese Perspektive auf unser NTM ausgesprochen aufschlussreich: Während wir als Publikum das NTM als Kunstvermittler wahrnehmen, als Institution, die uns teilhaben lässt an herausragenden Ereignissen der darstellenden Kunst, wurde uns an diesem „Begegnungs“-Abend eine ganz andere Perspektive vermittelt: Das NTM ist ein Komplex, bestehend aus Energieverbrauch, aus Aufwendungen für Transport, Mitarbeiter*innen- und Publikumsmobilität, als Produzent von Abwasser und Abfall und als Konsument von Energie und Wasser.

Dieses Profil prägt die Wahrnehmung des NTM von Detlef Grooß ganz entscheidend. Dass „Nachhaltigkeit in der Kultur“ sein zentrales Lebensthema ist – dass es diese Funktion überhaupt am NTM gibt (seit 2021), geht auf seine Initiative zurück. Dies stellt er auch in zwei weiteren Projekten unter Beweis. Er ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Orchester des Wandels“. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von mittlerweile 36 Orchestern, die sich als Künstlerinnen und Künstler ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und die mit ihren spezifischen Mitteln der Kunst den Fokus – bewusstseinsschaffend – auf das Thema „Klimawandel“ lenken. „Was können wir als Musiker und Musikerinnen tun?“ – diese Frage haben sich die Vereinsmitglieder gestellt und spielen für den Klima- und Umweltschutz. So zum Beispiel die „Alpensinfonie“ oder die „Vier Jahreszeiten“. Es wird aber nicht nur Musik gemacht. Man realisiert darüber hinaus ein Umweltschutz-Projekt in Madagaskar. Hier geht es konkret um den Abbau von Ebenholz – ein für den Instrumentenbau zentrales Material. Dass sich gerade diejenigen für den Erhalt einsetzen, deren berufliches Handwerkszeug aus diesem Material besteht zeugt von besonderem Verantwortungsbewusstsein. Damit nicht genug: „greenNTO – Es ist Zeit!“ heißt ein weiteres Projekt, das in dem Programm des Bundesministeriums für Kunst und Medien „Exzellente Orchesterlandschaften Deutschland“ verortet ist. Die Idee des „Klimakonzerts“ wird hier realisiert. Am 23. April hat man damit begonnen, an ganz unterschiedlichen Orten zu musizieren: im Wald, in der Straßenbahn, in der Kunsthalle. Vor diesem Hintergrund erklärt es sich, dass das NTM hinsichtlich Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz gut aufgestellt ist. Immer wieder verweist Detlef Grooß auf den Vorbildcharakter des NTM in dieser Hinsicht.

Wie immer gab es auch ein künstlerisches Programm. Auf exzellente Weise haben Bassbariton Thomas Jesatko und die Pianistin Alyana Pirola am Flügel dem Thema des Abends in wunderbarer Symbolik entsprochen. Naturbezug war die Leitidee ihrer Auswahl von drei Liedern, deren „Stimmigkeit“ nicht größer hätte sein können: „Zwielicht“ – eine düster-nachdenkliche Eichendorff-Vertonung von Robert Schumann, der „Lindenbaum“ aus der „Winterreise“ von Franz Schubert, schließlich „Mondnacht“ von Robert Schumann. Die Innigkeit, mit der in diesen drei Kunstliedern Erscheinungen der Natur betrachtet, besungen, in schönsten Ton verwandelt wird – härter kann der Gegensatz zu der Zerstörungsignoranz unserer Zeit gegenüber der Natur kaum ausgedrückt werden.