Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim

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Dezember 2023 - Uwe Eikötter und Gábor Bartinai

Dezember 2023 - Uwe Eikötter und Gábor Bartinai
BEGEGNUNG MIT DEM TENOR UWE EIKÖTTER UND STUDIENLEITER GÁBOR BARTINAI AM MITTWOCH, 13. DEZEMBER 2023, 20.00 UHR IN DER LOBBY WERKHAUS

Nachdem Tenor Jonathan Stoughton und Solorepetitor Lorenzo Di Toro erkrankt waren, stellten sich spontan Tenor Uwe Eikötter und Studienleiter und Korrepetitor Gábor Bartinai den Fragen von Opernintendant Albrecht Puhlmann bei der letzten „Begegnung“ im Jahr 2023. Gleich zum Einstieg in den Abend begeisterte Uwe Eikötter die Gäste mit der Arie „Aprile“ von Francesco Paolo Tosti, am Flügel begleitet von Gábor Bartinai.

Uwe Eikötter, der im nächsten Jahr sein 25-jähriges Jubiläum am Nationaltheater feiern kann, erzählte aus seinem Leben: Er ist in Kirchlengern (Ostwestfalen) geboren und im Raum Detmold aufgewachsen. Sein Vater war Verwaltungsbeamter und noch heute greift Uwe Eikötter gerne auf diesen Beruf zurück, wenn man ihn fragt, was er beruflich mache und er keine Lust auf Geschichtenerzählen „aus dem Leben eines Tenors“ hat und er antwortet: „ich bin städtischer Angestellter der Stadt Mannheim“. „Was ja nun auch nicht gelogen ist- und dabei denke ich immer an meinen Vater“ ergänzt der humorvolle Tenor und lacht.
Sein Studium absolvierte Uwe Eikötter zunächst an der Musikhochschule Detmold. Schon bald nach dem Operndiplom 1994 folgten erste Engagements in Bremerhaven und Bremen. Auch Budapest, Tokio, Breslau, Cottbus und Weimar sind einige Stationen seines Wirkens. Aber als Ensemblemitglied des Nationaltheaters blieb er Mannheim in all den Jahren stets treu. Uwe Eikötter verfügt über ein umfangreiches Repertoire und hatte zeitweise einmal 18 Partien in einem Jahr im Programm. Er widmet sich vornehmlich dem deutschen Spiel- und Charakterfach, sein Herz schlägt ganz besonders für Wolfgang Amadeus Mozart , Richard Strauss und natürlich Richard Wagner. Aber auch in Werken des 20. Jahrhunderts (Britten, Henze, Berg, Glanert, Weinberg, A.K. Zwicker), fühlt er sich wohl. Legendär wurde er natürlich nicht nur in Mannheim mit der Darstellung des Mime im „Rheingold“ und „Siegfried“.
Gábor Bartinai wurde in der Nähe von Budapest geboren. Seine Familie hatte keinerlei Berührungspunkte mit Musik und er wollte eigentlich Mathematiker werden. Später wollte er Konzertpianist, Komponist und dann Sänger werden. „Heute habe ich einen Beruf, der alle Sparten umfasst, von der Organisation, bei der man auch rechnen können muss, über die Korrepetition, bis zum Coaching von Sängerinnen und Sängern“, schildert Bartinai seine Karriere bis heute. Dabei hatte er seine erste Begegnung mit der Musik nach einem Umzug seiner Familie in eine Wohnung, in der ein Klavier stand. Er widmete sich liebevoll diesem Instrument, das sich leider in einem sehr schlechten Zustand befand, und entdeckte dabei die Liebe zur klassischen Musik.
Nach seinem Abschluss an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest hat er lange an der Ungarischen Staatsoper in Budapest gearbeitet, bis Sparzwänge immer mehr Opfer unter den musikalischen Kräften der Oper forderten und er sich anderweitig orientieren musste und auch wollte.
Uwe Eikötter hingegen war nicht immer nur klassisch unterwegs, sondern war zunächst in einer Rockband aktiv und wollte immer schon Jazz machen.
Dann beschritt er aber einen ganz anderen Weg und begann ein Lehramtsstudium. In Detmold sammelte er auch erste Erfahrungen in diesem „Fach“, bis er endgültig seine große Leidenschaft, die Musik, zu seinem Beruf machen konnte.
Auf ein Vorsingen folgte die Ausbildung und schnell viele Auftrittserfahrungen.
Von Detmold ging er in den 80er Jahren nach Wien und studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Dieses Studium, das er als „Offenbarung“ bezeichnete, hat den weiteren Berufsweg von Uwe Eikötter maßgeblich geprägt, denn in Wien wandelte er auf den Spuren seines großen Vorbilds Fritz Wunderlich. Auch hat er hier gelernt, dass „nur schön singen“ nicht ausreicht. „Man muss als Sänger das Publikum abholen, es emotional berühren...“ so Eikötter.
Als Uwe Eikötter Wien als diplomierter Sänger verließ, standen ihm alle Türen offen. Er hatte bereits ein großes Repertoire und viel Bühnenerfahrung sammeln können. Sein erstes Engagement führte ihn zunächst ans Stadttheater Bremerhaven, Bremen war eine weitere Station auf seinem Weg als Sänger. 1999 kam er nach Mannheim ans Nationaltheater und hat hier auch sogleich das Wagner-Fach belegen können. Besonders die Figur des Mime in Wagners „Rheingold“ und im „Siegfried“, begleitet ihn seit dieser Zeit immer wieder. Die Besucher*innen der „Begegnung“ konnten sich dann an einem anderen Wagner-Klassiker erfreuen: Loges Bericht an Wotan hallt mit seelenschweren Klang durch die Werkhaus-Lobby.
Gábor Bartinai erzählte voller Begeisterung von seiner Zeit als Korrepetitor in Budapest. Die Arbeit mit den Solisten und Solistinnen hat ihn stets mit großer Freude erfüllt, konnte er seinen Kolleginnen und Kollegen doch auch immer weiterhelfen und sie unterstützen. Im Alter von 23 Jahren war er Korrepetitor und bereits zwei Jahre später Studienleiter an der Ungarischen Staatsoper in Budapest. Ebenso wie Uwe Eikötter liebt Gábor Bartinai die Musik Richard Wagners. Nach seiner Zeit in Budapest ging Gábor Bartinai zunächst als Gesangscoach an die Wiener Staatsoper. Von dort kam er nun 2018 nach Mannheim und hat heute rund 40 Opern im Repertoire. Selbstverständlich scheue er vor keinem neuen Werk zurück, aber „Moses und Aron“ von Schönberg sowie „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauß halte er für besonders große Herausforderungen, denen er sich sehr gerne einmal stellen würde. Die Liebe führte ihn damals in die Kurpfalz. Er habe hier ein Haus gebaut und sei sesshaft geworden, betonte der Studienleiter und hofft auf viele weitere gute Jahre in Mannheim.
Wien, so erinnert sich Gábor Bartinai heute, war wunderbar, aber die Arbeitsbedingungen an der Oper waren sehr schwierig. „Ich fühlte mich, als müsse ich wie am Fließband arbeiten. Man hatte keine Zeit, sich der Musik vollkommen zu widmen, es war sehr hektisch“, so Bartinai weiter.
Uwe Eikötter erfreute nun ein weiteres Mal die Gäste mit einer außergewöhnlichen Arie: „I have become a Cerberus“ aus der Oper „Dark Fall“ von Hans Thomalla, die er gerade am NTM einstudiert. Das bewegende Stück um Liebe, Verlangen und Selbstbestimmtheit im Alter, hat im Februar 2024 Premiere.
Den Abschluss der „Begegnung“ bildete das Lied „The Impossible Dream“ aus dem Musical „Der Mann von La Mancha“ von Mitch Leigh, Dale Wasserman und Joe Darion. Begeisterter Applaus in der vollbesetzen Lobby Werkhaus für einen fantastischen Abend und auch nochmals ein herzlicher Dank an die beiden „Einspringer“ – Uwe Eikötter und Gábor Bartinai – für ihre kurzfristige Verfügbarkeit für den „Auftritt“ bei den Freunden und Förderern.

Text und Fotos: Thomas Henne